Eine aktuelle Studie zeigt, dass größere Flexibilität mit einer längeren Lebenserwartung verbunden ist. Doch wie verbessert man die eigene Beweglichkeit? Ein guter erster Schritt: Setzen Sie sich einfach mal wie in Asien üblich auf den Boden. Das dehnt schon mal viele Bänder.
Es ist allgemein bekannt, dass Ausdauertraining die Gesundheit fördert, da es das Herz-Kreislauf-System stärkt. Selbst jene, die normalerweise keinen Sport treiben, haben mittlerweile erkannt, dass ein bisschen mehr Muskelmasse nicht nur für die Optik, sondern auch für einen gesunden Stoffwechsel und eine stabile Haltung im Alter wichtig ist.
Was oft vernachlässigt wird, ist jedoch die Beweglichkeit – besonders bei Männern. In Fitnessstudios sieht man vor allem Frauen, die sich intensiv dehnen und dabei beeindruckende Körperhaltungen einnehmen. Hier kommen Disziplinen wie Yoga, Qigong und Taiji ins Spiel, die schon seit vielen Jahren eine immer zunehmende Popularität genießen. Diese alten Praktiken fördern nicht nur die Flexibilität, sondern verbessern auch die Körperhaltung, die Balance und das allgemeine Wohlbefinden.
Das Training der Flexibilität lohnt sich durchaus. Ein Forschungsteam aus Rio de Janeiro hat herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Flexibilität des Körpers und der Sterblichkeit im mittleren Alter gibt. Und zwar, dass Menschen mit größerer Flexibilität tendenziell länger leben.
Für die Studie wurden 3.139 Männer und Frauen im Alter von 46 bis 65 Jahren über durchschnittlich 13 Jahre hinweg beobachtet. Die Forscher erfassten dabei grundlegende Gesundheitsdaten wie Gewicht, Größe, Alter und Geschlecht sowie den sogenannten Flexindex, der die Flexibilität von sieben verschiedenen Gelenken misst. Der Index reicht von null bis 80 Punkten – ein Wert, der nur von extrem flexiblen Menschen erreicht wird.
Die Studie zeigt erstmals, dass eine gute Beweglichkeit nicht nur praktisch im Alltag ist, sondern auch mit einer höheren Lebenserwartung einhergeht. Frauen mit einem niedrigen Flexindex hatten ein nahezu fünffach höheres Sterberisiko, während es bei Männern fast doppelt so hoch war. Interessanterweise waren Frauen zwischen 61 und 65 Jahren um zehn Prozent flexibler als Männer zwischen 46 und 50 Jahren.
Dies wirft die Frage auf, warum viele Männer den Aspekt der Beweglichkeit im Fitnessbereich ignorieren. Betrachten sie Pilates, Yoga oder Qigong als unnötig, oder fehlt ihnen einfach die Beweglichkeit für anspruchsvolle Positionen wie die Uttanasana, bei der man den Kopf zu den Knien führt? Yoga, bekannt für seine tiefen Dehnungen und Atemtechniken, verbessert nicht nur die Gelenkigkeit, sondern auch die Konzentration und geistige Klarheit. Qigong und Taiji, die beide aus der chinesischen Tradition stammen, legen besonderen Wert auf langsame, kontrolliert und fließende Bewegungen und Atemführung, die Flexibilität und Energiefluss im Körper fördern. Studien zeigen, dass diese Praktiken Stress reduzieren und die Lebensqualität steigern können.
Der Weg zu größerer Flexibilität ist nicht einfach und oft auch schmerzhaft, da sich Sehnen, Bänder und Bindegewebe nur langsam an neue Belastungen anpassen. Geduld und kontinuierliches Training sind hier entscheidend. Frauen sind von Natur aus oft flexibler, da das Hormon Östrogen ihr Bindegewebe elastischer macht und weniger Muskelmasse oft zu freieren Gelenken führt.
Ein einfacher Startpunkt für mehr Beweglichkeit ist das Sitzen auf dem Boden, da dies bereits viele Bänder dehnt. Regelmäßiges Dehnen, etwa zweimal pro Woche für jeweils zehn Minuten, kann nachweislich das Gleichgewicht verbessern und damit das Risiko von Stürzen und Verletzungen senken. Yoga, Qigong und Taiji bieten dabei ideale Möglichkeiten, da sie eine Vielzahl von Übungen zur Verbesserung der Flexibilität enthalten und gleichzeitig das geistige Wohlbefinden fördern.
Obwohl die Forscher nicht eindeutig klären konnten, warum geringe Flexibilität mit einer geringeren Lebenserwartung verbunden ist, bleibt die Empfehlung bestehen: Flexibilitätstraining ist eine wertvolle Ergänzung zu Kraft- und Ausdauertraining für ein gesünderes und längeres Leben.
Quellen:
Araújo, C., de Souza e Silva, C., Kunutsor, S., Franklin, B., Laukkanen, J., Myers, J., Fiatarone Singh, M., Franca, J. and Castro, C. (2024), Reduced Body Flexibility Is Associated With Poor Survival in Middle-Aged Men and Women: A Prospective Cohort Study. Scand J Med Sci Sports, 34: e14708. https://doi.org/10.1111/sms.14708
Granacher U, Hortobágyi T. Exercise to Improve Mobility in Healthy Aging. Sports Med. 2015 Dec;45(12):1625-6. doi: 10.1007/s40279-015-0405-9. PMID: 26400695; PMCID: PMC4656693.
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